Obwohl die unten beschriebenen Massnahmen die Bewegungen lokal verlangsamt haben, muss Braunwald grossflächiger geschützt werden. Ein viel längerer Tunnel ist geplant. Als Vorbereitung für dieses Projekt hat man 2017 Sondierungsbohrungen ausgeführt.
Die Braunwalder begegneten den Problemen mit dem unruhigen Untergrund, seitdem sie erste Bauten auf der Terrasse errichteten. Die spezielle Rolle des Grundwassers wurde früh erkannt wie die zahlreichen, mit Steinpackungen verfüllten Stollensysteme zeigen.
Bei der Bergstation der Braunwaldbahn wurden im Abstand von etwa 10 bis 20 Jahren Sanierungsarbeiten nötig. Einfache Verbaumassnahmen (Blockmauern, Einrammen von Eisenträgern) im untersten Hangbereich gegen die Felswand hinab hatten aber nur eine sehr beschränkte Wirkung.
Durch die umfangreichen Untersuchungen nach den Ereignissen 1979/80 unter dem Hotel Bellevue / Feuerwehrdepot wurde erkannt, dass die Bewegung nur mit einer möglichst vollständigen Abdrainierung des Grundwassers bis hinab zur Basisgleitfläche in rund 16 Meter Tiefe wesentlich verlangsamt werden kann. Zudem wurde klar, dass der Gleithorizont aus einer Lehmschicht besteht, die sehr schlechte Reibungseigenschaften hat. Dies und das Grundwasser machen es erst möglich, dass sich eine derart grosse Lockergesteinsmasse auf der erstaunlich flachen Gleitbahn (12 bis 15 Grad) überhaupt bewegen kann. Der Lehm lässt sich verständlicherweise nicht entfernen, sodass nur Massnahmen auf der Wasserseite eine Verlangsamung der Bewegung erreichen können.
Die sogenannte Tiefdrainage Grantenboden, die 1985 vollendet wurde, hatte deshalb zum Ziel, alles Wasser bis knapp über der Gleitfläche zu erfassen. Es wurden vertikale, mit Filterkies verfüllte und sich gegenseitig berührende Pfähle bis unter die Gleitfläche gebohrt, sodass eine durchgehende Sickerwand entstand, die alles Wasser abfangen kann. Unten wurde im Pressrohrverfahren von zwei Schächten aus eine Basisentwässerungsleitung erstellt und das Wasser gesichert bis zur Felswand in die Wüchtenrus abgeleitet.
Beobachtungen und Sanierungsmassnahmen sind seit 1897 dokumentiert. Um die Bewegungen des Dorfes zu bremsen, wird seit über 100 Jahren entwässert, werden Stützmauern und Entwässerungsstollen gebaut.
Bewegungen unterhalb Hotel Alpenblick (erster dokumentierter Hinweis hinsichtlich der Rutschproblematik).
Erste Entwässerungsstollen im Bereich des Hotels Bellevue (erbaut 1906/07) samt Ableitung zur Bergstation; erster Entwässerungsstollen nordöstlich der Bergstation bis zum heutigen Haus Kessler Sport (Genaues Ausführungsdatum unbekannt; vgl. Fig.3)
Einrichtung von Messpunkten durch Landestopographie.
Evakuationen in Linthal wegen drohendem Bergsturz vom Chilchenstock auf der anderen Talseite (vgl. Emil Zopfis Roman „Kilchenstock”, Limmatverlag, Zürich 1996). Erst mit den Vermessungen von 1954 wird definitiv klar, dass die Gefahr wegen der sich bewegenden ”Fixpunkte” in Braunwald überschätzt wurde, da auch Braunwald damals eine Schubphase erlebte.
Erste Tiefenentwässerungsanlage nördlich der Bergstation der Braunwaldbahn (BrB) und
beim Hotel Alpina (heute «Adrenalin»). Umfangreiche Instandsetzungsarbeiten an der Bergstation, Behebung von Schäden in Folge der Schubphase 1930.
Zur Stabilisierung des Bahntrasses und der Bergstation wurde gemäss Projekt «Marthaler und Boller» aus Zürich eine grössere Tiefenentwässerungsanlage gebaut, welche im Wesentlichen aus südwestlich der Station geführten, bis 15 m tiefen Sickergräben bestand (ausführlich beschrieben in Hoch- und Tiefbau, Jg 1934, No. 29).
Erste Folgemessung der Messpunkte durch ETH Zürich. Ergebnis: Die ganze Terrasse von Braunwald bewegt sich, nicht nur wie angenommen Gebiete unten an der Felskante!
Bewegungen und Setzungen bei der Station BrB; Umbau und Renovationsarbeiten. Einfache Sicherungen im Hang unterhalb Bergstation. Weitere Entwässerungsstollen im Grantenboden (beim heutigen Feuerwehrdepot). Bundesratsbeschluss zwecks Stabilisierung der bewegten Zone.
November: Rutschung in der Teufrus unterhalb Hotel Bellevue, Murgang bis nach Rüti.
Rutschung greift bis zur Strasse nach Rubschen / Tennisplatz / Feuerwehrdepot zurück. 1. Bohrkampagne im Gebiet Grantenboden (beim Hotel Bellevue).
Gründung der Entwässerungskorporation Braunwald.
2. Bohrkampagne im Gebiet Bergstation BrB – Hotel Bellevue.
Bau Tiefenentwässerungsanlage Grantenboden zwischen Hotel Bellevue und Feuerwehrdepot (Länge 160 Meter) mit Anlagekosten von ca. 4 Mio. Franken,
wovon ein Drittel durch die Entwässerungskorporation finanziert wird.
Inbetriebnahme Tiefenentwässerung; Erstellen ständiger Messpunkte im Hauptschacht und von zwei Überwachungsbohrungen.
Genehmigung Nutzungsplanung «1995» durch Regierungsrat: Bauverbotszone unterhalb der überbauten Kernzone; Sonderbauvorschriften im übrigen Dorfzentrum, Freihaltezone für zukünftige Massnahmen der Entwässerung.
Das Gebiet Bätschen bewegt sich in einer Woche um mehr als zwei Meter. 100’000 m³ Material stürzen über die Felswand ins Tal und ergiessen sich in Form von Murgängen bis in die Linth in Rüti.
Bericht zur Gefährdungssituation: Revision Gefahrenkarte für Nutzungsplanung (Inkraftsetzung 2003), erste Einschätzung Kostenwirksamkeit von Massnahmen.
3. Bohrkampagne im Gebiet Bergstation BrB – Grantenboden zur Erneuerung der Messstellen 1982/85 sowie Erweiterung des Kenntnisstandes oberhalb der Bergstation BrB und ums Furhorn (Hinterland der Rutschung «Bätschen» 1999).
Schlussbericht Sondier- und Messkampagne 2002/2003:
Hauptergebnis: Ein Stoppen der Bewegung (z.B. durch Bodenanker u. ä.) ist unmöglich, ein wesentliches Abbremsen ist aber machbar (Nachweis mit Stabilitätsberechnungen).
Bauliche Massnahmen werden mit Kosten in zweistelliger Millionenhöhe veranschlagt (z.B. neue Schächte mit Drainagebohrungen im Dorfzentrum). Abschluss Murgangverbauungen in Rüti.
2. Phase Sicherungsarbeiten (Hauptschacht) im Entwässerungssystem Grantenboden.
Die Bewegungen als Folge des Ereignisses im März 1999 haben den Basisstollen an mehreren Stellen beschädigt. Zur Sicherung werden Stahlringe eingebracht und hinterfüllt. An der Sohle wird mittels Stahlblech die Möglichkeit geschaffen, das System periodisch mittels Kanalfernsehkamera befahren zu können.
Nach 20 Jahren und insbesondere nach dem Ereignis 1999 ist der vertikale Schacht Grantenboden mit 17 Meter Tiefe um total 500 Millimeter verformt worden. Drei Viertel der Verformung sind seit 1999 eingetreten. Die Konstruktion droht zu brechen und muss gesichert werden. Es wird neben einem «Steinschlagnetz» eine nachgiebige Aussteifung mittels Stahlringen eingebracht, welche die Tragfunktion übernimmt. Inzwischen (2012) ist die Verformung um weitere 150 Millimeter fortgeschritten. Die «Nachsetzung» nach 1999 dauert also immer noch an.
Steinschlagereignisse aus der Felswand und der Frontzone der Rutschung «Bätschen» 1999, aber keine Schäden!
4. Bohrkampagne seitlich und oberhalb des Dorfkerns, Erweiterung des Kenntnisstandes als Basis für eine 3D-Modellierung der Gesamtrutschung.
Braunwald gehört neu zur Gemeinde Glarus Süd. Eine neue Raumplanung für Glarus Süd ist in Bearbeitung. Sie muss für den Ortsteil Braunwald die Frage beantworten, was raumplanerisch bis 2050 vorzusehen ist.
Bericht zur 4. Bohrkampagne (Hüttenberg – Hanenbüel – Schwettiberg).
Abflussmessungen am Plattenbach zeigen, dass dieser praktisch kein Wasser Richtung Dorfzentrum verliert, sondern Quellen am Westrand der Rutschmasse speist (Müllerberg – Tschudiberg).
3. und 6. August: Felsstürze am Furhorn infolge sehr nasser Witterung im Juli. Es werden bis Ende Jahr Sanierungsmassnahmen (Felsabtrag/ -sprengung, Verbesserung Schutzdämme) durchgeführt.
Bericht zum 3D-Modell 2014 der Gesamtrutschung mit Vergleich der Effizienz von unterschiedlichen Entwässerungsmassnahmen.
Bericht zur Vorstudie „Grundlagenerarbeitung für die Entwässerung und Rutschsanierung Braunwald“.
5. Bohrkampagne (Vögeliegg – RehaClinic – Grantenboden) mit langen Bohrungen bis auf das geplante Stollenniveau.
Die ausserordentliche Hauptversammlung der Entwässerungskorporation Braunwald vom 27. Januar 2017 hat die Realisierung des neuen Entwässerungsprojekts gutgeheissen, welches den Bau eines unterirdischen Stollens oberhalb des Dorfzentrums vorsieht.
Der nächste Schritt war nun eine Serie von Sondierbohrungen auf der Linie des geplanten Stollenverlaufs. Diese Bohrungen liefern die Grundlagen für die spätere Ausschreibung für den Tunnelbau und beinhalten Messpunkte für die laufende und spätere Überwachung sowie die Kontrolle der Bauarbeiten.
Der nachstehende Plan zeigt die Standorte aller Bohrungen,die im November 2017 abgeschlossen wurden.
Bericht zur 5. Bohrkampagne für den geplanten Entwässerungsstollen mit Variantenvergleich.
Bericht zum Bauprojekt Entwässerungsstollen mit definitiver Variantenwahl und Kostenschätzung sowie Definition Notfallkonzept / Massnahmenplanung im Ereignisfall. Automatisierung Alarmierung der Frühwarndienste (GPS-Überwachung).